KDFB

„Die Zukunft der Kirche entscheidet sich an den Frauen“

Foto: Manuela Pfann

Wendlingen, Stuttgart. 2. Mai 2016. Bei seiner zentralen Veranstaltung zum „Tag der Diakonin“ in Wendlingen am 29. April hat der Katholische Deutsche Frauenbund in der Diözese Rottenburg-Stuttgart (KDFB) seine Forderung bekräftigt, das diakonische Amt in der katholischen Kirche für Frauen zu öffnen. In einem Gottesdienst in der Kirche St. Kolumban berichteten Frauen von ihrem diakonischen Dienst. Kirchliche Verantwortungsträger diskutierten anschließend, ob solche Frauen geweiht werden können und welchen Wert eine Diakoninnenweihe hätte.

Wer die Kirche St. Kolumban an diesem Tag betrat, fand einen Erdhaufen vor dem Altar vor, in dem ein Spaten steckte– „ein Symbol für die diakonische Arbeit, die Frauen leisten“, erklärte Claudia Schmidt, Geistliche Beirätin des diözesanen Frauenbunds. Der Frauenbund hält mit der Feier des „Tags der Diakonin“ die Forderung aufrecht, dass die katholische Kirche Frauen zu Diakoninnen weiht. „Es kann nicht sein, dass Frauen in der Mehrheit den diakonischen Dienst versehen, aber dort, wo die Kirche diesen Dienst durch ein Amt und eine Weihe bestätigt, leer ausgehen“ erklärte Claudia Schmidt. Dekan Paul Magino, der mit ihr den Gottesdienst zum diesjährigen „Tag der Diakonin“ leitete, führte aus, weshalb es in der Kirche Weiheämter gibt. „Amt und Weihe sichern, was es in unserer Kirche auf Dauer braucht“, so Magino. „Männern und Frauen, die sich für den Diakonat der Frau einsetzen, geht es nicht um eine Machtfrage, sondern um die glaubhafte Sicherung kirchlicher Grunddimensionen.“

Dass Frauen bereits jetzt wie Diakoninnen zupacken, um anderen zu helfen, machten drei Beispiele aus Wendlingen deutlich. Marita Riedle besucht mit ihrer Frauenbundgruppe alte und kranke Menschen und sammelt viele Spenden für caritative Projekte. Ulrike Altherr übernimmt als Pastoralreferentin die Verantwortung für viele diakonische Projekte der Seelsorgeeinheit. Rita Knapp arbeitet bei der Mobilen Tafel CARIsatt und in der Wendlinger Kleiderkammer mit. „Frauen handeln oft pragmatisch, wo sie Not sehen, und scheuen sich nicht, sich die Hände schmutzig zu machen“, so drückte es Dekanatsreferentin Gabriele Greiner-Jopp aus Eine Weihe wie für Männer im diakonischen Dienst bekommen sie in der katholischen Kirche trotzdem nicht.

Die Vorsitzende des KDFB  in der Diözese, Annette Ruck, betonte: „Frauen stellen mit ihren geistlichen Begabungen eine Bereicherung für eine missionarische, glaubwürdige und zukunftsweisende Kirche dar und geben durch ihr diakonisches Handeln der Kirche-am-Ort ein Gesicht.“ Der Frauenbund werde sich weiterhin unermüdlich dafür stark machen, dass Frauen die Möglichkeit für den sakramentalen diakonischen Dienst in der Kirche eröffnet wird. Sie sollen ihrer Berufung folgen können, fordert Ruck.

Bei der Podiumsdiskussion im Anschluss an den Gottesdienst würdigte Ordinariatsrätin Dr. Irme Stetter-Karp, Leiterin der Hauptabteilung Caritas in der Diözese, das diakonische Wirken von Frauen als „bärenstark“. Sie monierte, dass die überwiegende Mehrheit der Dienste vor Ort durch Frauen ausgeübt wird, sich dies aber in keiner Weise in den öffentlich sichtbaren Ämtern widerspiegelt. Erik Thouet, Bischöflicher Beauftragter für die Ausbildung zum Ständigen Diakonat, betonte, Diakonie sei kein Hobby, sondern Kern der Kirche. Er dämpfte jedoch die Hoffnung auf baldige Öffnung des Amtes für Frauen. Nicht zuletzt die internationale Situation stehe dem entgegen. Thouet wies darauf hin, dass das soziale Diakonenamt keineswegs in der ganzen katholischen Kirche eingeführt sei. Der Grund dafür sei, dass man in manchen Ländern auch keine verheirateten Männer weihen wolle. Dekan Paul Magino bestätigte seine Einschätzung. Er nehme keine Signale für eine Öffnung der Weiheämter wahr. Dennoch traue er dem Heiligen Geist noch etwas zu, so Magino. Ulrike Altherr hingegen hob darauf ab, dass den Notleidenden, die zu ihr kommen, eine Weihe völlig unwichtig sei. Sie bekräftigte, dass sie den Platz für ihre Berufung zum diakonischen Dienst gefunden hat, „dann halt nicht als Diakonin, sondern als Pastoralreferentin“. Einig waren sich alle, dass es bei der Frage der Ämteröffnung für Frauen letztendlich auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche geht. Die Kirche wirke wie aus der Zeit gefallen, brachte es Stetter-Karp auf den Punkt. Und Claudia Schmidt wagte die These: „Die Zukunft der Kirche entscheidet sich an den Frauen!“

Das Wendlinger Kabarett-Duo Frida und Marie brachte die biblische Sicht auf den Punkt: „Natürlich sind die Evangelien, laut denen die zwölf männlichen Apostel so wichtig waren, von vier Männern geschrieben worden.“ „Gut, wenn uns bei aller ernsthaften Diskussion der Humor nicht verloren geht“, resümierte Claudia Schmidt.

 

Redaktion: Mechthild Driessen