KDFB

"Frauen als Dreh- und Angelpunkt auf dem Land"

Unterwegs mit der Landfrauenvereinigung

Welche Rolle spielen Frauen für die Weiterentwicklung des ländlichen Raums? Welche Möglichkeiten haben sie, in ihrem Umfeld etwas zu verändern und zu bewegen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Bundesarbeitstagung der Landfrauenvereinigung im KDFB, die vom10. bis 13. September im Kloster Reute in Bad Waldsee stattfand. Als Referentinnen waren Frauen eingeladen, die sich in ihrem Umfeld in besonderer Weise engagieren und dadurch etwas bewegen.  

Kloster Reute selbst ist bereits ein gutes Beispiel. „Die Franziskanerinnen sind in der Pflege bei kranken, behinderten und alten Menschen, in der Hospizbewegung, bei Flüchtlingen, in Bildung und Pastoral, in Hauswirtschaft, Verwaltung und handwerklichen Berufen aktiv und prägen so ihr Umfeld“, berichtete Gabriele Merk, Mitglied des KDFB-.Diözesanvorstands Rottenburg-Stuttgart und Leiterin des Bildungshauses im Kloster.

Von der Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit im ländlichen Raum berichtete die junge Landwirtin Miriam Hecht. Sie hat in Hohenheim Agrarwissenschaften studiert und leitet mit ihrem Partner zusammen einen landwirtschaftlichen Betrieb. Als AgrarScout spricht sie VerbraucherInnen an und vermittelt Informationen über die Landwirtschaft. „Die Bauern in der Elterngeneration haben viel geschafft, haben aber wenig nach außen gearbeitet“, so die Studentin. „Das ist ein Versäumnis, die Menschen haben dadurch den Kontakt zur Landwirtschaft verloren. Wir dürfen die Informationsweiterleitung nicht nur den Medien überlassen, müssen selber den Bezug wiederherstellen.“

Diplompädagogin Monica Settele ist im Hochschwarzwald aufgewachsen und lebt nun zusammen mit ihrem Mann und ihren Kindern im Allgäu. Sie hat sich viele Jahre in der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) engagiert und war im „K-Punkt Ländliche Entwicklung“ tätig. Diese Einrichtung des Bistums Rottenburg-Stuttgart im Kloster Heiligkreuztal soll im Sinne eines Knotenpunktes Menschen im ländlichen Raum vernetzen. Zur Zeit ist Monica Settele in Elternzeit, engagiert sich ehrenamtlich in der Gemeinde und beschäftigt sich mit den Fragen: Wie wollen wir auf dem Land leben, was ist uns wichtig? Sie ist überzeugt: „Verbände können was bewegen und Prozesse in die Wege leiten.“

Anja Rose schreibt für die landwirtschaftlichen Zeitschriften „Topagrar“ und „SüdPlus“. Neben diesem Vollzeitjob arbeitet sie auf dem Hof ihres Mannes mit, betreibt den Hofladen, macht Öffentlichkeitsarbeit und Büroarbeiten. Für sie ist wichtig, die richtige Balance zwischen Arbeit und Leben zu finden und sich auch regelmäßig Auszeiten zu nehmen. Für Bäuerinnen früherer Generationen kaum denkbar.

Viel zu erzählen hatte auch die CDU-Politikerin Elisabeth Jeggle, Bäuerin und ausgebildete Hauswirtschaftsmeisterin, die von 1999 bis 2014 Abgeordnete im Europäischen Parlament war. Mit dem ländlichen Raum verbindet sie Heimat, Gemeinschaft und Solidarität, die es zu erhalten gilt. Deshalb setzt sie sich für die Förderung von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben ein und wirbt für den ländlichen Raum: „Auch wenn es den Bauern heute nicht leicht gemacht wird: Seien Sie stolz auf Ihr Dorf, auf Ihr Leben und die Art, wie Sie leben. Kopf hoch, zeigen Sie nach außen, was Sie tun.“

Im Rahmen der Bundesarbeitstagung fand auch wieder ein Exkursionstag statt, bei dem die Teilnehmerinnen landwirtschaftliche Betriebe besuchten, die von Frauen geführt werden.  Bärbel Kräutle, Vorsitzende der Landfrauenvereinigung, zieht ein positives Fazit: „Im Rahmen der Tagung sind wir Frauen begegnet, die in ihren Arbeitsbereichen im ländlichen Raum etwas bewegen. Sie haben aus ihrem Alltag berichtet, von den Erwartungen, die an sie gestellt werden und den Rollenbildern, mit denen sie konfrontiert werden. Und trotzdem gehen sie neue Wege, um die Entwicklung im ländlichen Raum voran zu bringen.“

Gabriele Klöckner