KDFB

Neuwahlen des SWR Rundfunkrates

Petra Zellhuber-Vogel

In den konstituierenden Sitzungen des Rundfunkrats und des Verwaltungsrats am 25. September wurde Petra Zellhuber-Vogel (KDFB) als Vertreterin der christlichen Frauenverbände erneut in den Verwaltungsrat gewählt. Dadurch erhielt Anke Ruth-Klumbies von den Evangelischen Frauen in Baden als Nachrückerin der vier christlichen Frauenverbände einen Sitz im Rundfunkrat.

Der Katholische Deutsche Frauenbund, die Evangelischen Frauen Baden und Württemberg gratulieren Anke Ruth-Klumbies und Petra Zellhuber-Vogel zur Wahl: „Wir freuen uns sehr, dass sich die sehr gute Arbeit unserer ökumenischen Frauenverbände in Rundfunk- und Verwaltungsrat des SWR bestätigt hat und nun fortgesetzt werden kann, betont die Geschäftsführerin des Kath. Frauenbundes, Mechthild Driessen.“  Die Frauenverbände danken zudem Karin Fischer (Evang. Frauen in Württemberg) für ihr langjähriges und erfolgreiches Engagement im Rundfunkrat.

Der Rundfunkrat vertritt die Interessen der Allgemeinheit und überwacht die Einhaltung der Programmgrundsätze. Er berät den*die Intendant*in in allgemeinen Programmangelegenheiten.

Der SWR Rundfunkrat setzt sich aus 74 Mitgliedern zusammen. 51 Mitglieder sind aus dem Land Baden-Württemberg und 23 Mitglieder aus dem Land Rheinland-Pfalz entsandt. Sie sind in ihrer Amtsführung an Aufträge oder Weisungen nicht gebunden. Kein Mitglied des Rundfunkrats darf wirtschaftliche oder sonstige Interessen haben, die die Erfüllung seiner Aufgaben gefährden. Die Mitgliedschaft im Rundfunkrat ist ein öffentliches Ehrenamt. 

Nach § 14 Absatz 2 Nr. 23 des Staatsvertrages über den Südwestrundfunk (SWR-StV) entsenden die Evangelischen Frauen in Baden und in Württemberg und der Katholische Deutsche Frauenbund Baden-Württemberg ein Mitglied in den Rundfunkrat des Südwestrundfunks. Für den Fall, dass das von den Verbänden entsandte Mitglied des Rundfunkrates in den Verwaltungsrat gewählt wird, rückt eine weitere Vertreterin der vier Verbände in den Rundfunkrat nach.

 

 

Interview mit Petra Zellhuber-Vogel

 

Frauenquote, Diversität und Vernetzung

KDFB-Frau Petra Zellhuber-Vogel sensibilisiert seit vielen Jahren für Frauen- und Genderthemen im Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) – Jetzt ist sie erneut in den Verwaltungsrat gewählt worden 

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und die Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche haben in Baden-Württemberg gemeinsam einen Sitz im Rundfunkrat des SWR. 2003 haben sie Petra Zellhuber-Vogel in dieses Gremium entsandt. Dass die Arbeit der Diplom-Pädagogin beim SWR geschätzt wird, bestätigt nicht nur ihre erneute Wahl vom Rundfunkrat in den Verwaltungsrat Ende September. Bereits 2015 wurde sie als erste Frau auf den Vorsitz eines Ausschusses des SWR-Verwaltungsrats gewählt.

Im Interview spricht Petra Zellhuber-Vogel darüber, wie die Arbeit in den SWR-Gremien konkret aussieht und auf welchen Wegen sie die Frauen-Perspektive einbringen kann.

 

Frau Zellhuber-Vogel, Sie haben bereits einige Jahre Erfahrung in der Gremienarbeit beim SWR. Was haben Sie in dieser Zeit persönlich als größte Herausforderung wahrgenommen?

Petra Zellhuber-Vogel:
Als ich 2003 mit der Gremienarbeit im SWR-Rundfunkrat begonnen habe, war mein Eindruck, dass die Sensibilisierung für Frauen- bzw. Genderthemen eher noch in den Kinderschuhen steckte. Es gab wenig Einsicht und Diskussion über die Notwendigkeit vielfältiger Rollenbilder von Frauen auf dem Bildschirm. Die Führungspositionen waren zudem vorwiegend von Männern besetzt. Die Herausforderung war, in einem wenig sensibilisierten Umfeld frauen- und gendergerecht zu argumentieren, ohne in eine bestimmte Ecke gestellt und nicht mehr ernst genommen zu werden.   

 

Beschreiben Sie doch kurz die Aufgaben des SWR-Rundfunkrats und Verwaltungsrats. Wie muss man sich die Arbeit konkret vorstellen?

Zellhuber-Vogel: Das Herzstück der Arbeit in den Gremien des Rundfunkrats ist die Programmbeobachtung. Die entsprechenden Ausschüsse verabreden von Mal zu Mal, welchen Teil des Programms sie sich vornehmen. Es werden mehrere Berichterstatter benannt, die sich besonders intensiv mit den Programmteilen auseinandersetzen. Die Ergebnisse werden dann mit den Programmverantwortlichen diskutiert.

Die Arbeit im Verwaltungsrat dreht sich um alles, was nicht direkt programmbezogen ist. Dort geht es um die Kontrolle des Intendanten und der Geschäftsleitung. Im Verwaltungsrat werden die Grundlagen dafür gelegt, dass gutes Programm gemacht werden kann: durch die Beratung und Zustimmung zu den entsprechenden Haushaltsplänen oder wenn der Anschaffung von moderner technischer Ausstattung zugestimmt wird, wenn die Weichen für entsprechendes Personal oder neue Tarifverträge gestellt werden.

 

Sie sind vom Katholischen Frauenbund in Baden-Württemberg und von der Frauenarbeit der evangelischen Landeskirche in Württemberg in den Rundfunkrat entsandt worden. Ist es wichtig, dass die kirchliche Frauenarbeit eine eigene Stimme in diesem Gremium hat? Weshalb?

Zellhuber-Vogel: Bei der Zusammensetzung der Gremien wurde bei der Begründung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, aber auch in der Fortschreibung immer darauf geachtet, dass die Gesellschaft möglichst breit über die gesellschaftlichen Gruppen hinweg vertreten ist. Dass gerade die unabhängigen kirchlichen Frauenverbände nach wie vor ein wichtiger Faktor in dieser breiten Zusammensetzung sind, zeigen die neuesten Entwicklungen in der Kirche. Viele Frauen hadern mit der Kirche als Institution. Deshalb ist es gerade heute wichtiger denn je, dass wir unsere eigene Stimme haben. 

Darüber hinaus pflegt insbesondere der KDFB seit vielen Jahren eine profilierte Medienarbeit in Form des Ökumenischen Arbeitskreises Medien und der Medienpolitischen Kommission. Er engagiert sich sowohl auf Diözesan- als auch auf Bundesebene in wichtigen medienpolitischen Fragen, arbeitet an Stellungnahmen mit und nimmt auch seinen Transmissionsauftrag zwischen Gesellschaft und öffentlich-rechtlichem Rundfunk wahr, bringt also zum Beispiel Fernsehpublikum und Programmverantwortliche an Studientagen zum Austausch zusammen.

 

Sie sind jetzt zum zweiten Mal als Vorsitzende des Ausschusses Technik/Vergaben gewählt worden – welche Relevanz hat dieser Ausschuss grundsätzlich und für Sie persönlich?

Zellhuber-Vogel: Der Verwaltungsrat hat zwei Ausschüsse, den Finanzausschuss und den Ausschuss Technik/Vergaben. Letzterer berät und unterstützt den Verwaltungsrat bei allem, was zustimmungspflichtig ist, beispielsweise die Beschaffungen von baulichen und technischen Anlagen. Hier wird also unter anderem über die Voraussetzungen für die Produktion von modernem, multimedialem Programm entschieden. Der Ausschuss ist der Dreh- und Angelpunkt für die Vorbereitung wichtiger Entscheidungen im Verwaltungsrat. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist für unsere Gesellschaft und die Weiterentwicklung unserer Demokratie ein unschätzbares Gut. Die Corona-Pandemie in diesem Jahr hat gezeigt, wie wichtig der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Bevölkerung ist, wenn es um verlässliche Informationen geht. Ich bin stolz darauf, dass ich aus meiner Position heraus meinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten darf. Als ich vor sieben Jahren in den Verwaltungsrat gewählt worden bin, war ich die einzige Frau im Ausschuss Technik/Vergaben. Zweieinhalb Jahre später wurde ich als erste Frau auf den Vorsitz eines Ausschusses des SWR-Verwaltungsrats gewählt und jetzt bestätigt. Ich freue mich sehr, dass ich dazu beitragen konnte und kann, dass Frauen in den SWR-Gremien heute an dieser Stelle selbstverständlich agieren. Denn auch meine Stellvertretung ist nun eine Frau!

 

Können Sie Beispiele nennen aus Ihrer bisherigen Arbeit, wo Sie die Perspektive der Frauen „erfolgreich“ einbringen konnten?

Zellhuber-Vogel: Wenn man werbend und aufmerksam machend unterwegs ist, ist es nicht immer einfach, Ergebnisse wie eine Gleichung zu präsentieren. Um Diversität in einem Unternehmen zu implementieren, braucht es vor allem einen langen Atem. Ein wichtiger Schritt, um insgesamt in diesem Themenfeld besser voran kommen zu können, war die Änderung des SWR-Staatsvertrages. Diese Änderung, für die ich für unseren Verband eine Stellungnahme zum Entwurf erarbeitet habe, hat dazu geführt, dass die Gremien seit 2015 mit mehr Frauen besetzt sind. Im vergangenen Jahr haben Rundfunk- und Verwaltungsrätinnen für die Befassung mit einer Studie der Uni Rostock zum Thema „Sichtbarkeit von Frauen in den Medien“ gesorgt. Die Ergebnisse waren für das Jahr 2017 erschreckend: Frauen sind deutlich unterrepräsentiert; wenn Frauen vorkommen, sind sie meistens unter 30; Männer erklären die Welt als Experten, Gameshow-Moderatoren, Journalisten und Sprecher. Diese Diskussion hat dazu geführt, dass endlich der Kriterienleitfaden für die Programmbeobachtung mit entsprechenden Genderkriterien ergänzt und angepasst wurde. Zudem begleitet die Geschäftsleitung diesen Prozess mit einem ständigen Controlling. Mit Blick auf die Führungsebene hat sich ebenfalls einiges verändert. Nicht nur, dass der Verwaltungsrat erst vor wenigen Monaten zugestimmt hat, dass die juristische Direktion von zwei Juristinnen als Tandem übernommen wird, auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen hat sich auf dieser Ebene deutlich verbessert. Von neun Direktionen sind heute vier weiblich besetzt. Strategisch hilfreich für die Arbeit in den Gremien ist die Vernetzung unter den Frauen. In regelmäßigen Abständen treffen sich alle Rundfunk- und Verwaltungsrätinnen mit den Gleichstellungsbeauftragten zur gegenseitigen Information. Abschließend noch ein kleines Beispiel aus meiner früheren Arbeit im ARD-Programmbeirat: Ich habe damals angeregt, bei der Beobachtung der Talkshows nicht nur die Gäste allgemein zu bewerten, sondern auch auf die Frauenquote zu achten. Das Ergebnis war nicht immer berauschend. Auch Moderatorinnen hatten meist keine bessere Frauenquote als ihre männlichen Kollegen. Auch wenn sich die Situation bis heute nicht immer verbessert hat, ist es immerhin heute üblich geworden, bei Analysen auch hierauf einen Blick zu werfen. Verbunden mit der Hoffnung, dass es immer mehr Verantwortlichen auffällt, dass auch die Suche nach Expertinnen von Bedeutung ist.

 

Zur Person:

Petra Zellhuber-Vogel (64) ist Diplom-Pädagogin mit Schwerpunkt in der Personal- und Organisationsentwicklung. Sie lebt und arbeitet in Rangendingen bei Balingen im Zollern-Alb-Kreis. Seit 1994 ist sie Mitglied im KDFB Rottenburg-Stuttgart. 2003 wurde sie vom KDFB und der Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche in Baden-Württemberg in den SWR-Rundfunkrat entsandt. Fünf Jahre lang gehörte sie dem ARD-Programmbeirat an, drei Jahre war sie dessen Vorsitzende. 2013 wurde sie erstmals in den SWR-Verwaltungsrat gewählt. Seit 2015 ist sie Vorsitzende des Ausschusses Technik/Vergaben. Beim Bundesverband des KDFB hat sie den Vorsitz der Medienpolitischen Kommission inne.

 

Interview: Manuela Pfann