KDFB

Frauen bewegen Kirche

Ad multos annos – oder: Wann beginnt die Zukunft?

Als das Wort der Deutschen Bischöfe „Zu Fragen der Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft“ am 21. September 1981 erschien, spürte ich eine große Freude, verbunden mit einer beachtlichen Erwartungshaltung. Sollte die von Laien geforderte und in vielen Augen notwendige Veränderung in der katholischen Kirche nun tatsächlich Wirklichkeit werden? Würde jetzt die Rolle und Position von Frauen neu beschrieben? Hoffnung machte sich breit: endlich bewegt sich etwas in der Kirche!

Heute, 30 Jahre später, ist die Aufbruchstimmung von damals merklich abgekühlt. Die schön formulierten Absichtsbekundungen des Hirtenwortes rufen einen schalen Beigeschmack hervor, wenn es um Veränderung und Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kirche geht. Viele Frauen haben im Laufe der Jahre die Kirche enttäuscht verlassen. Sie wollten trotz der hoffnungsvollen Perspektiven des Hirtenwortes nicht länger hinnehmen, dass der Status Quo wichtiger ist als Entwicklung und partnerschaftliches Zusammenarbeiten von Frauen und Männern.

Geblieben sind Frauen, die an der Kirche interessiert sind, die regelmäßig Gottesdienste besuchen, in Frauenverbänden und gemeindlichen Gruppen mitarbeiten oder dort Leitungsaufgaben übernehmen. Die sich weiterhin für eine geschlechtergerechte Kirche engagieren, pastorale und katechetische Aufgaben übernehmen und viel Zeit in die Mitgestaltung kirchlichen Lebens stecken. Wann ist die Geduld – oder wäre Leidensfähigkeit der passende Begriff? –dieser aktiven, oft älteren Frauen, die sich aus Überzeugung und mit Freude und Energie für eine sich bewegende Kirche, für gelebtes Christentum, für die Gleichwertigkeit von Frauen und Männern in der Kirche einsetzen, wohl zu Ende? Sie hoffen - immer noch - auf ernsthafte Antworten mit Perspektivpotential für eine zukunftsfähige Kirche. Und sie erleben eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Wort der deutschen Bischöfe und der tatsächlichen Rolle der Frau.

Ich weiß nicht, worauf die Bischöfe in unserer Kirche noch warten. Warum sie seit 30 Jahren die Umsetzung eines partnerschaftlichen Modells von Kirche, in dem Frauen und Männer gleichberechtigt und verantwortungsvoll handeln, beharrlich verhindern. Scheinbar haben sie Angst vor Bewegung. Oder sie befürchten Machtverluste, wenn sie Frauen zu allen Diensten des gemeinsamen Priestertums der Getauften gleichberechtigt zulassen. Dann doch lieber den zunehmenden Auszug der Frauen aus der Kirche sorgenvoll betrachten.

Wenn sich nicht bald etwas ändert, ist die Zeit der engagierten Frauen vorbei. Die jetzigen sind dann sehr alt, krank oder gleichgültig. Und die jungen Frauen, die etwas bewegen könnten, werden auch weiterhin einer stillstehenden Männerkirche, die weibliche Charismen und Kompetenzen zur konstruktiven Mitgestaltung nicht wertschätzt, fern bleiben. Auf die nächsten 30 Jahre?!

Ingrid Fischbach

Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB)

 

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