KDFB

Mangelnder Wille zum Aufbruch

Enttäuschung nach inhaltlich fundierter Tagung zur Geschlechtergerechtigkeit

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) der Diözese Rottenburg-Stuttgart würdigt die fundierten Impulse und Diskussionen des ersten digitalen Frauenforums der Diözese und zeigt sich gleichzeitig enttäuscht über die wenig mutigen Konsequenzen, die Bischof Gebhard Fürst in Aussicht gestellt hat.


Unter dem Motto „Die Fragen kennen wir. Jetzt braucht es mutige Konsequenzen.“ diskutierten an diesem Samstag (17. April) fast 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem digitalen Frauenforum über Fragen der Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche. In mehreren Podiumsgesprächen bezogen Mitglieder der Diözesanleitung Stellung, darunter Bischof Gebhard Fürst, Weihbischof Matthäus Karrer und Generalvikar Clemens Stroppel. Nach Impulsen von Expertinnen tauschten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen aus, unter ihnen zahlreiche kirchliche Mitarbeiterinnen und ehrenamtlich Engagierte. Zum Forum eingeladen hatten die Diözesanleitung und der Diözesanrat Rottenburg-Stuttgart.


Leider sei das selbst gesteckte Ziel des Frauenforums, notwendige Konsequenzen für die Kirche in der Diözese zu formulieren und konkrete Handlungsschritte aufzuzeigen, nicht erreicht worden, sagt die Geistliche Beirätin des KDFB, Claudia Schmidt, in einem ersten Resümee. Dies sei umso bedauerlicher, weil entscheidende Themen während des Forums klar analysiert, Problemstellungen deutlich gemacht und mutige Lösungsansätze aufgezeigt worden seien.
So habe beispielsweise die Tübinger Dogmatik-Professorin Johanna Rahner vorgeschlagen, dass Bischöfe bereits heute auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung einen Teil ihrer Macht abgeben könnten. „Das wäre ein erster Schritt, sich auf demokratische Strukturen einzulassen und die kirchliche Gleichstellung von Frauen ernsthaft voranzutreiben“, so Claudia Schmidt.


Auch die Forderung der Untermarchtaler Vinzentinerin, Sr. Nicola Maria Schmitt, Frauenberufungen ernst zu nehmen und intensiv um ein verändertes Sakramente- und Weiheverständnis zu ringen, unterstützt der Rottenburg-Stuttgarter Frauenbund. „Wenn beispielsweise Krankenhausseelsorgerinnen einem Patienten die Krankensalbung verwehren müssen, weil ihnen die Weihe fehlt, dann kommt die Kirche ihrem Auftrag nicht nach“, bekräftigt die Vertreterin des KDFB-Diözesanvorstands Babara Kunz das Anliegen. Warum die Spendung der Taufe oder die Assistenz bei Eheschließungen Frauen nicht längst ermöglicht werde, versteht die Gemeindereferentin nicht. „Letztendlich muss es um Berufungen gehen, nicht um das Geschlecht“, betont Kunz. Mutmachend wertet der KDFB die Aussagen von Weihbischof Matthäus Karrer, nach dessen Einschätzung Sakramente vor allem qualitativ gut gespendet werden müssten. „Zulassungsbedingungen sind da nachgeordnet zu sehen", so Karrer. Dem schloss sich Generalvikar Clemens Stroppel an, der während der Veranstaltung kommentierte: "Bevor wir die katholische Ekklesiologie verbiegen, sollten wir den Frauen das zukommen lassen, was es zur Feier des Sakraments theologisch stimmig braucht: die Ordination bzw. Weihe zur Diakonin und zur Priesterin."

Im Schlusswort fand Präsidiumsmitglied im Diözesanrat, Veronika Rais-Wehrstein, eindringliche Worte: „Frauen sind längst weihefähig. Bischof Fürst, seien Sie solidarisch!“. Als einzige Konsequenz und Antwort auf das Frauenforum lud dieser in seinem abschließenden Statement Frauen zum Gespräch ein, die sich zur Diakonin oder Priesterin berufen fühlten und versprach, sich erneut für ein Frauendiakonat stark zu machen. Als völlig unbefriedigend bewertet der KDFB jedoch dieses Angebot des Diözesanbischofs.

„Wir bedauern den fehlenden Mut, die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche endlich wirksam voranzutreiben. Die Zeit dafür läuft ab“, stellt Claudia Schmidt dazu fest. Sie könne deshalb die Enttäuschung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende des Frauenforums sehr gut nachvollziehen, sagte die Theologin und Geistliche Beirätin. Was sie vor allem schmerze sei, dass während des gesamten Forums das große Engagement von Frauen spürbar gewesen sei, die eine Kirche der Zukunft mitgestalten wollten, die wieder relevant für die Menschen sei. „Der dringend nötige Aufbruch in unserer Diözese ist einmal mehr ausgebremst und die Gefahr, dass die Hoffnung so vieler engagierter Frauen in unserer Diözese endgültig in Resignation umschlägt, ist größer denn je“, so das Fazit von Claudia Schmidt.

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 180.000 und diözesanweit 7.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein.

Kontakt:
KDFB-Geschäftsstelle, Bischof-Leiprecht-Zentrum, Jahnstr. 30, 70597 Stuttgart, 0711/9791-4720, frauenbund@blh.drs.de, www.kdfb-drs.de