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„Wir müssen Integration schaffen, statt über Zäune zu diskutieren"

Diskussion beim Tag der Verbände, v.l.n.r Dr. Hendrik Groth, Dr. Irme Stetter-Karp, Moderation Irene Fink

Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen und Verbände forderte eine Veränderung der politischen Diskussionen. Im Rahmen ihrer Tagung in Stuttgart-Hohenheim forderte der Vorsitzende, Peter Niedergesäss: „Wenn sich die politische Debatte ausschließlich um Abwehr und Begrenzung dreht, werden bestehende Vorbehalte in der Bevölkerung gegen Flüchtlinge gestärkt. Wir brauchen aber ein positives Klima, um Integration auch wirklich schaffen zu können.“

Die Ordinariatsrätin, Dr. Irme Stetter-Karp, wies darauf hin, dass Deutschland nach dem Krieg in einer viel schwierigeren Lage Millionen von Flüchtlingen aufgenommen und integriert hat. Außerdem werden heute die meisten Flüchtlinge in Entwicklungsländern aufgenommen. Deshalb plädiert sie dafür, sich ohne Weinerlichkeit den jetzt anstehenden Aufgaben zu widmen und sich darum zu kümmern, dass die Menschen, die zu uns gekommen sind, z.B. gesellschaftlich und beruflich integriert werden. Dass sich dabei so viele katholische Christen in großem Umfang und mit vielen Ideen engagieren, sei ihr eine große Freude.

In der politischen Debatte sieht sie vor allem beim in den letzten Jahren sträflich vernachlässigten Sozialen Wohnungsbau großen Nachholbedarf. Hier müsse jetzt das Motto gelten: „Klotzen, nicht kleckern“. Auch die Traumatherapie muss dringend ausgebaut werden. Abschließend forderte sie, dass auch die Menschenrechte von Menschen in der Illegalität geachtet werden müssen.

Der Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung, Dr. Hendrik Groth sieht Medien einem Generalverdacht ausgesetzt, unbequeme Wahrheiten zu verschweigen. Dabei tritt ein immer offenerer und ungezügelter Hass zu Tage, der sich jeglichem Diskurs verweigert. Die Herausforderung besteht darin, trotzdem seriös und umfassend zu berichten. Gefährlich sei, dass Vorwürfe wie die einer scheinbar bestehenden Lügenpresse die Wächterfunktion der Medien unterhöhlten. Auch deshalb ist die Schwäbische Zeitung herausgefordert, weiterhin unbequeme Wahrheiten auszusprechen und bei der inhaltlichen Linie zu bleiben.

Michael Buck, zweiter Vorsitzender der ako, betonte, dass katholische Träger und ihre Haupt- und Ehrenamtlichen sich in vielen unterschiedlichen Feldern engagieren. Im Rahmen der Tagung wurden viele positive Beispiele gelungener Projekte vorgestellt. So unterstützt die Kirchengemeinde Flüchtlinge, indem sie Wohnungen anmietet und sie geflohenen Menschen zur Verfügung. Allein die Caritas Stuttgart betreut 2.800 Menschen in 26 Unterkünften und hat wegweisende Projekte der Integration in den Berufsalltag initiiert. Die Kirchengemeinde in Ergenzingen bezieht die chaldäischen Christen, die aus Syrien nach Baden-Württemberg fliehen mussten, in ihre christlichen Feiern ein. Die Deutsche Jugendkraft (DJK) bietet Sportprojekte mit Flüchtlingen und ihren Kindern an.

An vielen Orten ist ein bemerkenswertes Engagement der kirchlichen Sozialarbeit, von Verbänden und der Kirchengemeinden entstanden. Und an allen Orten wird berichtet, dass sich viele Menschen unterschiedlichster Herkunft an der Betreuung von Flüchtlingen beteiligen. Die Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Talente und Herangehensweise zusammenzubringen.  

Im Rahmenprogramm der Tagung spielten zwei Schauspieler des Jungen Theater Augsburg ihr Stück „Rotkäppchen auf der Flucht“ in dem sie ihre eigene Flucht-Geschichte verarbeiten und diese in Beziehung zum Märchen Rotkäppchen setzen. Sie berichteten anschließend über ihre Fluchterfahrungen und über ihre Auftritte in Schulen und Kindergärten.